Psyche

Seit Jahren erfahren psychische Leiden mehr Aufmerksamkeit und werden gesellschaftlich zunehmend als behandlungsbedürftige Leiden angesehen.

Wenn Betroffene jedoch so schlimm erkrankt sind, dass sie in einer psychiatrischen Klinik stationär behandelt werden müssen, steigt die Unsicherheit unter Patienten und Angehörigen enorm. Der Klinik haftet immer noch das Bild der „Nervenheilanstalt“, des „Irrenhaus“ oder des „Sanatoriums“ an, in dem „Wahnsinnige“ eingesperrt werden um vor sich hin zu vegetieren.

Diese Bilder aus längst vergangenen Zeiten, die stark von modernen Gruselfilmen geprägt wurden, haben nichts mehr mit tatsächlichen psychiatrischen Kliniken gemein. Niemand muss sich mehr vor einem „Irrenhaus“ fürchten. Auch eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie bedeutet nicht Zwangsjacke und Gummizelle.

Wann ist eine stationäre, psychiatrische Behandlung sinnvoll?

Die moderne Psychiatrie geht davon aus, dass eine ambulante Behandlung in den allermeisten Fällen die bessere Form der Behandlung als die stationäre ist. Eine ambulante Behandlung der psychischen Krankheit erlaubt dem Patienten weiterhin in seiner gewohnten Umgebung zu bleiben und seinen Alltag so selbstbestimmt zu gestaltet.

Wenn eine stationäre Behandlung sinnvoller ist, erfolgt dies in der Regel nach einem Gespräch zwischen Patienten und Psychotherapeuten, und nicht wie gern kolportiert nach einer Zwangseinweisung.

Eine stationäre Behandlung ist dann sinnvoll, wenn Patienten eine besonders intensive Betreuung durch Ärzte und Pfleger brauchen. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn die Krisen der Patienten so häufig auftreten und diese die Patienten so überfordern, dass schnellstmöglich ärztliche Hilfe nötig ist. In einer Klinik kann auch die Vergabe von Medikamenten besser überwacht werden und die Therapie intensiver vorangetrieben werden.

Ein weiterer Vorteil einer Behandlung in einer Psychiatrischen Klinik ist, dass Patienten Abstand von ihrem Alltagsleben bekommen können. Was bei den meisten Patienten eher ein Nachteil ist, kann für solche zum Vorteil werden, wenn sie ihre Erkrankung nicht in ihrem gewohnten Umfeld kurieren können. Das kann der Fall sein, wenn die Patienten unter Konflikten zuhause oder am Arbeitsplatz zu leiden haben, die einer Genesung im Wege stehen.

Schreckgespenst Zwangseinweisung

Eine Zwangseinweisung kommt in Deutschland in etwa 200.000 Fällen jedes Jahr vor. Nicht jeder Patient bleibt aber länger als eine Nacht in der Psychiatrischen Klinik – viele werden bereits nach wenigen Stunden wieder entlassen, wenn die akute Krise nachgelassen hat.

Grundsätzlich darf ein Mensch nur dann gegen seinen Willen in eine Psychiatrie eingewiesen werden, wenn durch den Patienten eine erhebliche Gefährdung für sich und andere ausgeht. Typische Fällte für Zwangseinweisungen in geschlossene Psychiatrische Kliniken sind nach einem Selbsttötungsversuch eines Menschen.

Wenn der Betreuer des Erkrankten, ein Arzt (auch ein Notarzt) oder Psychotherapeut eine Zwangseinweisung in die Wege leiten. Dann kann der Betroffene, wenn nötig, auch durch Polizeigewalt in eine Klinik gebracht werden. In jedem Fall muss ein Gericht allerdings der Zwangseinweisung zustimmen. In manchen Bundesländern muss auch ein Amtsarzt innerhalb von 24 Stunden eine Diagnose erstellen, die die Zwangseinweisung unterstützt.

Die größte Horrorvorstellung bei der Zwangseinweisung ist die Fixierung der Patienten, die zwar nur nach richterlicher Genehmigung länger als 30 Minuten dauern darf, aber in jedem Fall eine traumatische Erfahrung für die Betroffenen ist.

Es gehört zur Verantwortung des Klinikpersonals sicherzustellen, dass eine Fixierung immer nur das letzte Mittel und zuvor alle anderen Wege ausgeschöpft werden, um Patienten zu beruhigen, bevor diese mechanisch oder mittels Medikamenten fixiert werden.

Diese Aufgabe ist für viele Pfleger nicht leicht. Diese Form der Freiheitsberaubung ist eine große Verantwortung – hier muss abgewogen werden, ob der Gewalteinsatz noch einen therapeutischen Nutzen haben kann. Dann kann die Gewalt das Leben der Patienten retten.

(Bilderquelle: Pixabay.com – CC0 Public Domain)

Von Frank