Durch die Corona-Pandemie befinden sich viele Angestellte in Kurzarbeit. Deshalb erscheint es naheliegend das Mehr an freier Zeit zu nutzen und von Zuhause aus Geld zu verdienen, um die Einkommensausfälle auszugleichen. Wer sich nach entsprechenden Möglichkeiten umschaut, stößt schnell auf sogenanntes Daytrading. Hierbei handelt es sich um den Handel mit Aktien, Derivaten etc., bei dem Positionen bezogen und innerhalb weniger Minuten oder Stunden wieder aufgelöst werden. Die möglichen Profite sind bei diesen Trades nahezu unbegrenzt. So kursieren in der Daytrading Community Geschichten von Händlern, die mit minimalem Einsatz exorbitante Gewinne erzielen konnten.

Erfahrungsberichte vs. Realität

Bei diesen Geschichten sollte allerdings immer beachtet werden, dass es sich dabei in einigen Fällen um pure Glücksfälle handelt, die mit einem Lotteriegewinn vergleichbar sind. In den aller meisten Fällen handelt es sich sogar um „Anglerlatein“, bei dem erzielte Gewinne schamlos übertrieben werden. Diese „Erfolgsgeschichten“ beruhen dabei auf der Tatsache, dass Daytrading prinzipiell eine sehr einfache Möglichkeit zum Verdienen von Geld ist, da keine körperliche Anstrengung nötig ist und bereits mit kleinen Investments spekuliert werden kann.

Hohe Verdienstmöglichkeiten bei gleichzeitig hohem Risiko

Selbstverständlich kann an der Börse viel Geld gewonnen werden. Beim Daytrading kann durch die Nutzung von Hebeln dieser Gewinn zusätzlich gesteigert werden. Dabei entspricht dieser Hebel einem kurzfristigen Kredit, der den Einsatz bei der gleichen Menge an zur Verfügung stehendem Eigenkapital erhöht. Hierdurch steigen auch die potenziellen Gewinne. Allerdings gilt es zu beachten, dass dieser Hebel in beide Richtungen wirkt, potenzielle Verluste also entsprechend gesteigert werden können.

Erwartungshaltung an das „schnelle Geld“

In der Daytrading Community werden „Heldengeschichten“ verbreitet, bei denen Trader mit dem Einsatz von wenigen Tausend Euro Gewinne erzielen konnten, die ihr bisheriges Erwerbseinkommen deutlich übersteigen. Als Neueinsteiger sollte man allerdings mit realistischen Renditeerwartungen kalkulieren. Ein Vergleichsmaßstab stellt dabei die Deutsche Bank dar. Diese hat sich ein jährliches Ziel von 25 Prozent Rendite bezogen auf das Eigenkapital gesetzt. Eine solch hohe Eigenkapitalrendite ist für diese Bank allerdings nur durch den Einsatz sehr hoher Mengen an Fremdkapital möglich. Zusätzlich arbeiten bei einer Bank absolute Profis, die moderne Software nutzen. Als einfacher Trader wird man folglich langfristig mit geringeren Renditen kalkulieren müssen.

Risikomanagement senkt Ertragschancen

Doch selbst wenn talentierte Trader langfristig traumhafte Renditen mit ihren Trades erwirtschaften, ist fraglich, ob sie langfristig eine hohe Rendite realisieren können. Da bei jedem Trade die Chance besteht Verluste zu erwirtschaften, ist es nicht empfehlenswert das gesamte Kapital in einen Trade zu investieren. Experten empfehlen, dass ein einzelner Trade nie mehr als 2 Prozent des Investmentkapitals ausmachen sollte. Hierdurch wird das Risiko stark reduziert, allerdings entstehen durch diese Strategie neue Probleme. So verbleibt entweder viel Geld ungenutzt auf dem Tradingkonto oder es müssen viele Trades gleichzeitig überwacht werden, was schnell zu Hektik und dadurch falschen Entscheidungen führen kann.

Automatische Stopp-Anweisungen

Um den Überblick über die eingegangenen Positionen nicht zu verlieren und der Versuchung des Zockens besser widerstehen zu können, empfiehlt es sich direkt beim Aufbau einer Handelsposition automatische Ausstiegskriterien wie Stop-Loss- und/oder Take-Profit-Orders festzulegen. Beim Eintreten dieser Bedingungen werden die entsprechenden Positionen automatisch vom Computer geschlossen. Ein zu langes Aussitzen von Verlusten, dass häufig entsteht, wenn der Trader sich einen Fehler nicht eingestehen will, wird hierdurch beispielsweise vermieden.

Fazit

Mit Daytrading kann viel Geld verdient werden. Allerdings kann auch genau so viel Geld verloren werden. Deshalb sollte nur derjenige traden, dessen finanzielle Situation auch hohe Verluste verschmerzen lässt.

(Bildquelle: Pixabay.com – CC0 Public Domain)

Von Frank