Diejenigen, die heute in ein Flugzeug in Richtung USA steigen, werden mit einer Vielzahl an Sicherheitsvorkehrungen konfrontiert, die zumindest zum Teil vor dem 11. September 2001 undenkbar gewesen wären.

Das Attentat auf das World Trade Center hat nicht nur die Weltpolitik verändert, sondern auch die Art und Weise, wie Menschen reisen. Vor allem der Luftverkehr ist seitdem zu einer sicherheitspolitischen Frontlinie geworden.

Die Vorstellung vom grenzenlosen Reisen in westliche Demokratien wurde spätestens mit der Einführung neuer Kontrollen, biometrischer Datenabfragen und elektronischer Reisegenehmigungen durchbrochen. Was einst eine unbeschwerte Reise war, ist heute ein komplexer Prozess.

Sicherheit über alles: Der Wandel der Einreisebestimmungen

Nach den Anschlägen von 9/11 wurden die Einreisebedingungen für die USA grundlegend reformiert.

Noch im selben Jahr verabschiedete der US-Kongress den „USA PATRIOT Act“, der unter anderem die Zusammenarbeit der Behörden vereinfachte und die Kontrolle an den Grenzen intensivierte. Es folgte die Gründung des Department of Homeland Security  im Jahr 2002, das seitdem maßgeblich für die Umsetzung der Sicherheitsstrategien verantwortlich ist.

Für Reisende bedeutete dies unter anderem strengere Passkontrollen, die Einführung elektronischer Fingerabdrücke und der digitalen Gesichtserkennung. Auch die Befragungen durch Grenzbeamte wurden intensiviert. Bis heute sind es oft die persönlichen Einschätzungen der Officers, die über eine erfolgreiche Einreise entscheiden.

Digitale Kontrolle: Das ESTA-System

Eine der zentralen Maßnahmen im Zuge der verschärften Sicherheitsvorgaben stellt zudem die Einführung des elektronischen Reisegenehmigungssystems ESTA − Electronic System for Travel Authorization − dar.

Dieses gilt für Staatsangehörige aus Ländern des sogenannten „Visa Waiver Program“. Seit 2009 müssen sich Reisende vor ihrem Abflug online registrieren, um ohne Visum einreisen zu dürfen. Das dazugehörige ESTA Formular fragt persönliche Daten, Reisedetails sowie sicherheitsrelevante Informationen ab und entscheidet anschließend automatisiert über die vorläufige Einreisegenehmigung.

Obwohl das System die physische Beantragung eines Visums ersetzt und damit eine gewisse Vereinfachung darstellt, steht es auch für einen Kontrollmechanismus, der noch vor Abreise greift.

Flughäfen als Hochsicherheitszonen: Was sich für Passagiere geändert hat

Doch nicht nur die Einreiseprozesse, auch die Abläufe auf den Flughäfen selbst wurden nach 2001 umgestaltet.

Die Sicherheitskontrollen zeigen sich umfangreicher, Scanner und Sprengstoffdetektoren gehören zur Standardausstattung. Flüssigkeiten über 100 Milliliter, spitze Gegenstände oder Laptops ohne Einzelprüfung – all diese Dinge sind verboten oder zumindest streng reglementiert.

Zudem nehmen sogenannte „Preclearance“-Maßnahmen zu: An ausgewählten Flughäfen außerhalb der USA finden bereits vor dem Abflug amerikanische Grenzkontrollen statt. Was ursprünglich der Beschleunigung der Einreise dienen sollte, wird von Kritikern auch als Ausweitung der amerikanischen Jurisdiktion betrachtet.

Das Spannungsfeld zwischen Schutzbedürfnis und Bewegungsfreiheit

Die USA stehen exemplarisch für eine global zu beobachtende Entwicklung, nämlich die zunehmende Vermischung von Sicherheitslogik und Mobilität. Dabei stehen die individuellen Freiheiten häufig in Konkurrenz zu kollektiven Schutzinteressen.

Für viele Reisende ist das neue System selbstverständlich geworden, jüngere Generationen kennen es gar nicht anders. Gleichzeitig bleibt ein gewisses Unbehagen: Wer entscheidet, welche Daten erhoben und wie sie genutzt werden? Welche Rechte hat ein abgelehnter Reisender? Und wie weit darf ein Staat gehen, um Sicherheit zu gewährleisten, ohne das Vertrauen seiner Gäste zu verlieren?

Reisen als Spiegel politischer Realität

Das Reisen in die USA zeigt sich heute sicherer, aber auch kontrollierter denn je. Die Erhebung persönlicher Daten, die Dauer und Intensität der Kontrollen sowie die Bedeutung automatisierter Vorab-Entscheidungen zeigen, wie stark Mobilität durch geopolitische Entwicklungen beeinflusst wird. Was bleibt, ist eine neue Normalität: Reisen ist weiterhin möglich, aber längst nicht mehr bedingungslos. Wer heute fliegt, tut dies nicht nur mit Koffer und Reisedokumenten, sondern auch mit dem Bewusstsein, Teil eines globalen Systems zu sein, in dem Freiheit und Sicherheit sorgfältig austariert werden müssen.

(Bildquelle: Pixabay.com – CC0 Public Domain)

Von Frank